Gleich hinter dem quirligen Oslo entlang der Skagerrak-Küste zieht sich wie an einer Perlenschnur ein verträumtes Städtchen nach dem anderen. Nicht umsonst nennt der Norweger diesen Küstenabschnitt auch die „Norwegische Riviera“. Diese ist größtenteils nicht nur sehr verträumt und mondän, sondern hält auch den einen oder anderen Superlativ bereit.
Angefangen haben wir in Tonsberg – Norwegens älteste Stadt. Im Hafen von Tonsberg, der eine sehr einladende Hafenpromenade mit Cafés und Restaurants hat, stehen die Nachbauten der legendären Wikingerschiffe Oseberg und Klastadskipet. Weiter ging es nach Larvik. Die Stadt ist aus unserer Sicht nicht sehr beeindruckend, sondern eher eine Industrie- und Hafenstadt, hat aber dafür gleich zwei Superlative: Zum einen kommt hier das beliebteste und zugleich nährstoffreichste Mineralwasser der Norweger her – genannt Farris. Es schmeckt wirklich sehr gut, soweit man das von einem Mineralwasser sagen kann. Zum anderen gibt es in Larvik den Gea Norvegica Geopark. Er erstreckt sich auf rund dreitausend Quadratkilometern und umfasst nicht nur verschiedene Landschaftsformen, sondern auch mehrere geologische Zeiträume über 1.500 Millionen Jahren. In geführten Touren kann man sich diese spannende und sehr beeindruckende Geschichte von Experten erzählen lassen.
Das Städtchen Stavern hat es uns hingegen schon eher angetan. Stavern wurde hier in Norwegen mehrere Jahre in Folge zur „Sommerstadt des Jahres“ gekürt. Nun waren wir nicht im Sommer dort, sondern zu Ostern, aber wir konnten uns sehr gut vorstellen, wie hier in der warmen Jahreszeit das Stadtleben in den Gassen mit ihren kleinen charmanten Läden, gemütlichen Cafés, Restaurants am Hafen und interessanten Kunstgalerien pulsiert. Beeindruckend ist auch die Werft Fredriksvern. Sie war einst Hauptstation der norwegischen Marine und zugleich die größte Werft des Landes. Heute ist das riesige Areal ein begehrtes Ausflugsziel der Norweger mit mehreren Galerien und Museen, die das ganze Jahr hindurch spannende Ausstellungen und Events anbieten.
Apropos Ostern: Die Osterzeit bedeutet für die meisten Norweger, die dunklen Wintermonate zu verabschieden und den lang ersehnten Frühling willkommen zu heißen. Das Osterfest in Norwegen vereint daher vor allem drei Dinge: Urlaub mit Familie und Freunden im Ferienhaus, zum letzten Mal die Skipisten unsicher machen und Kriminalromane lesen. Ja, Norweger lieben Kriminalromane und deswegen kommen jedes Jahr im März die neuen Bestseller auf den Markt. Wir haben zu Ostern keines der drei Dinge gemacht, sind aber mit sehr vielen und netten Norwegern unterwegs ins Gespräch gekommen und haben einiges über Land und Leute hautnah erfahren dürfen. Übrigens sind Norweger auch sehr begeisterte Wohnmobilfahrer. Davon konnten wir uns während der Osterzeit auf den norwegischen Straßen selbst überzeugen.
Das norwegische Wetter zu Ostern war nicht gerade frühlingshaft. An der Küste war der Schnee zwar schon Vergangenheit und die Sonne schien, die Temperaturen waren jedoch immer noch eisig kalt. Von daher haben wir zweimal überlegt, ob wir von der Norwegischen Riviera einen Abstecher in die Telemark machen. Hier lagen nämlich zu Ostern teilweise noch bis zu zwei Meter Schnee. Die Telemark ist einer der 47 Nationalparks in Norwegen und beherbergt im Ort Heddal die größte erhaltene Stabkirche des Landes. Was sollen wir sagen? Der Umweg hat sich gelohnt. Die Stabkirche liegt auf einem Hügel in wunderschöner norwegischer Landschaft und sie zu sehen, war ein erhabener Anblick.
Dann ging es wieder zurück Richtung Meer und weiter entlang der Norwegischen Riviera nach Grimstad, Lillesand und Mandal. Alle drei Orte sind ebenfalls kleine, verträumte und malerische Küstenstädtchen. Hier möchte man gerne den Sommer mit Familie und Freunden verbringen. Zusammen ein schönes großes Haus am Meer mieten, die Tage ganz relaxt am Wasser im Liegestuhl oder in der Hängematte bei einem kühlen Bierchen oder einem Gläschen Rosé verbringen und über Gott und die Welt quatschen, im Wasser das SUP unsicher machen oder sich mit dem Boot einfach nur übers Meer treiben lassen. Abends wird an einer riesigen langen Tafel gegessen und beim Feuer bis spät in die Nacht gelacht, gesungen und philosophiert. Herrlich! Das Leben kann so einfach und schön sein! Nun werden wir diesen Sommer mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in Norwegen verbringen. Aber schauen wir mal, was alles in Schweden und Finnland passieren wird.
Weiter zog es uns dann nach Kristiansand. Über Kristiansand – auch lächelnde Stadt des Südens genannt – wollten wir eigentlich viel mehr berichten. Im Vorfeld haben wir uns sogar mit dem dortigen Immobilienmarkt beschäftigt, um vielleicht ein kleines Ferienhäuschen in dieser Gegend etwas genauer in Betracht zu ziehen. Aber aus den ursprünglich zwei angedachten Wochen in und um Kristiansand sind letztendlich nur zwei Tage geworden. Die Stadt ist an sich schön. Wir haben uns aber aufgrund zahlreicher Lektüre und Bilder irgendwie etwas mehr Flair und Atmosphäre vorgestellt. Das ist unsere Meinung. Jemand anderes mag das vielleicht ganz anders sehen.
Unsere Reise entlang der Norwegischen Riviera endete am Kap Lindesnes – das bezaubernde Südkap Norwegens. Der Leuchtturm Lindesnes ist Norwegens ältestes Leuchtfeuer und der südlichste Punkt des Festlandes. Von hier aus sind es nur noch 2.518 Kilometer bis zum Nordkap. Hier standen wir bei heftigstem Sturm und Regen fast allein unter dem Leuchtturm und haben abenteuerlichen Trailwanderungen rund um den Leuchtturm unternommen. Wir finden, ein Abstecher zum Südkap sollte in jeder Norwegentour berücksichtigt werden. Es ist ein sehr schönes Fleckchen Erde mit einer sehr beeindruckenden Felsküste – egal ob bei Sturm und Regen oder blauem Himmel und Sonnenschein.
Ganz zu Ende war hier unsere Reise entlang der Norwegischen Riviera noch nicht. Ein besonderes kulinarisches Highlight unserer Skandinavien-Tour stand nämlich noch bevor: Dinner im Restaurant UNDER – das größte Unterwasserrestaurant der Welt. Wir fanden, dass diese Erfahrung ein bisschen mehr Aufmerksamkeit verdient hat, und haben daher dieses Erlebnis etwas ausführlicher im folgenden Beitrag festgehalten.