Was braucht man, wenn man plant, mehrere Monate in Skandinavien unterwegs zu sein? Wir auf jeden Fall viel zu viel. Es gibt Menschen, die können sich tot packen und bis zum Umfallen alles durchorganisieren. Sie denken, sie müssen auf alles vorbereitet sein, weil sie anscheinend ans Ende der Welt fahren und es dort nichts mehr gibt. Wir gehören zu dieser Sorte. Ich korrigiere mich: Ich gehöre dazu, arbeite aber fleißig daran, dass es entspannter wird. Detlef sieht das meist schon gelassener. Für ihn reicht eine Kreditkarte und ein 850 Liter voller Tank. Und damit hat er auch Recht.
Bevor es Ende März mit unserem BULLI endlich auf unsere lang ersehnte Skandinavien-Tour ging, haben wir eine Woche gebraucht, um alles neu zu sortieren und zu packen. Wenn wir mit unserem BULLI nicht unterwegs sind, steht er bei unseren lieben Freunden Clivi & Dierk im schönen Schleswig-Holstein. Beide haben uns in der Woche tatkräftig beim Packen geholfen und bis aufs Äußere kulinarisch verwöhnt. Danke nochmal euch beiden für diese tolle gemeinsame Zeit.
Dass man vom vielen Packen auch viel Rücken bekommen kann, musste ich eines Morgens schmerzhaft feststellen. Der erste Hexenschuss meines Lebens und das kurz vor unserer Abreise. Zum Glück, wenn man liebe Freunde in Middelburg hat, die nicht nur zu den besten Orthopäden und Sportmedizinern des Landes gehören, sondern meine Hexe wieder schnell haben davon schweben lassen. Danke, lieber Wolfgang und liebe Claudia. Ohne euch hätten wir die Fahrt nicht wie geplant antreten können.
Dann war es aber endlich soweit! Unsere Reiseroute durch Skandinavien? Der Weg ist das Ziel! Von Puttgarden auf Fehmarn ging es erst einmal schnell und unkompliziert in vierzig Minuten mit der Fähre rüber ins dänische Rodby. Der Plan für die ersten Tage war, dass wir innerhalb von fünf Tagen über Dänemark, vorbei durch Schweden an Malmö und Göteborg nach Norwegen einreisen. Hintergrund: Leo bekam noch in Deutschland eine vom Tierarzt attestierte Wurmkur. Diese ist für Hunde für die Einreise nach Norwegen vorgeschrieben und darf nicht älter als fünf Tage sein. Kontrolliert hat das jedoch niemand. Genauso wenig, wieviel Essen und vor allem Alkohol wir an Bord hatten. Beides ist für die Einfuhr in Norwegen sehr streng limitiert. Aber um eines vorwegzunehmen: Weder Alkohol noch Lebensmittel sind in den Läden hier in Norwegen exorbitant teurer. Auch hier gibt es Läden, in denen es etwas günstiger ist oder etwas weniger günstig. Anders ist es im Restaurant. Da kann ein halber Liter Bier schon vierzehn Euro kosten. Alkohol über 4,7 Prozent bekommt man in Norwegen nur in bestimmten Läden, in so genannten „Vinmonopolet“. Davon gibt es knapp dreihundert Läden im ganzen Land.
Unsere erste Übernachtung in Norwegen hatten wir in Fredrikstad, die am besten erhaltene Festungsstadt Nordeuropas. Die Altstadt von Fredrikstad - auch Gamlebyen genannt - ist eine von Norwegens beliebtesten Attraktionen und ein verträumter Ort, den man besuchen sollte. In den alten Gebäuden gibt es kleine Geschäfte, in denen Kunst, Design, Handwerk, Möbel oder auch Kulinarisches angeboten wird.
Von Fredrikstad haben wir einen Abstecher in den Schärengarten Hvaler gemacht - hier mündet der Oslofjord in den Skargerrak. Hvaler besteht aus hunderten Inseln, Holmen und Schären. Mit anderen Worten eine einladende Insellandschaft mit vielen kleinen Orten, die es zu entdecken gilt. Als sonnigste Region Norwegens gilt Hvaler zugleich als Urlaubsort der Extraklasse. Nirgendwo anders in Norwegen gibt es mehr Ferienhäuser als hier. In Zahlen ausgedrückt und jetzt bitte gleich etwas schmunzeln: Hier gibt es 48 Ferienhäuser auf einem Quadratkilometer. Das ist für Norwegen mit fünfeinhalb Millionen Einwohnern sehr viel. Der Nationalpark Hvaler ist zwischen Norwegen und Schweden der erste grenzüberschreitende Meeres-Nationalpark Skandinaviens. Unter Schutz stehen dabei nicht allein die zahlreichen Inseln und deren malerische Tier- und Pflanzenwelt – vielmehr liegen über 95 Prozent des Nationalparks unter Wasser. Üppige Algen- und Tangwälder sowie mehrere Korallenriffe bilden ein einzigartiges maritimes Ökosystem. Vor der Insel Tisler liegt mit dem 1.200 Meter langen „Tisler-Riff“ zugleich das größte bekannte Kaltwasserriff der Welt. Ob auf dem Land oder unter Wasser – die Schären von Hvaler bieten eine atemberaubende Insellandschaft. Wir haben hier zum Auftakt unserer Skandinavien-Tour traumhafte Tage verbracht und sind dann weiter Richtung „Norwegische Riviera“.