Vom norwegischen Trondheim ging es direkt nach Mittelschweden. Hinter der norwegischen Grenze hat sich die Landschaft sehr schnell verändert. Obwohl teilweise immer noch Schnee lag, den wir langsam nicht mehr sehen konnten, hat uns die Natur sofort in ihren Bann gezogen. Saftige Wälder, dunkle Moore und kristallklare Seen haben uns hinter jeder Kurve neu zum Staunen gebracht. Die ersten Rentiere haben wir schon kurz nach der norwegischen Grenze gesehen. Der erste Elch ließ hingegen noch etwas auf sich warten. Mitmenschen haben wir die ersten Tage mitten in Schweden wenige getroffen. Oft sind wir stundenlang gefahren und haben kaum ein Auto gesehen. Einen längeren Stopp haben wir im Städtchen Mora eingelegt am nördlichen Ende des Siljansees. Der malerische See ist vor 370 Millionen Jahren durch einen Meteoreinschlag entstanden.
Einen obligatorischen Zwischenstopp mussten wir außerdem in Nusnas – in der Nähe von Mora – einlegen. Norwegen hat den lustigen Troll als Souvenirmitbringsel. In Schweden ist es das rote Dalapferd – ein traditionell rot bemaltes Holzpferd in den verschiedensten Größen. Das Original kommt aus zwei kleinen Fabriken im kleinen Städtchen Nusnas. Dort besteht für Besucher die Möglichkeit, die Fertigung vom Rohprodukt bis zum Dalapferd zu beobachten. Die Entstehungsgeschichte der Dalapferde geht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Ursprünglich handelte es sich bei diesen um ein geschnitztes Holzspielzeug, das an kalten Winterabenden in den armen Waldarbeiterhütten der Region mit den einfachsten Werkzeugen hergestellt wurde. Heute ist das Dalapferd das von Touristen am häufigsten gekaufte Souvenir in Schweden. Alleine in Nusnas werden die kunstvoll geschnitzten Pferde für rund 2,6 Millionen Euro im Jahr verkauft. Das angeblich weltweit größte Dalapferd befindet sich in der ehemaligen Industriestadt Avesta - südlich von Mora und Nusnas. Es ist 13 Meter hoch und besteht aus Beton. Das Selfie mussten wir natürlich machen und ein kleines Dalapferd hat es auch in unseren BULLI geschafft. 😉
Weiter ging es auf das Gut Högbo Bruk – ein riesiges Naturareal, das keine Wünsche offenlässt. Egal ob Wandern, Fahrradfahren, paddeln, Streichelzoo (fand Leo ganz interessant) oder golfen. Hier ist für jeden etwas dabei in einer Natur wie aus dem Bilderbuch. Das Wetter spielte auch mit. Wir hatten strahlenden Sonnenschein und über zwanzig Grad. Dass uns ein paar Wochen später bei Minusgraden noch einmal der Schnee vorbeischneit, hätten wir zu dieser Zeit auf dem Gut Högbo Bruk auch nicht gedacht.
Unser nächstes Ziel waren die Höga Kusten – auf Deutsch „Hohe Küste“. Im Nordosten Schwedens am Bottnischen Meerbusen erstreckt sich diese Küstenregion über ziemlich genau hundert Kilometer, und zwar von der Stadt Härnösand im Süden bis nach Örnsköldsvik im Norden. Der Name „Hohe Küste“ bezieht sich auf die durch Landhebung entstandene höchste Küstenlinie der Welt, deren höchste Punkte knapp 300 Meter über den Meeresspiegel ragen. Dieser geologische Prozess hat mit dem Abschmelzen der Eisdecke nach der letzten Eiszeit eingesetzt: Weil die Last verschwand, ist die darunterliegende Landmasse stetig in die Höhe gestiegen. Noch heute erhebt sich die Hohe Küste mit einer Geschwindigkeit von etwa acht Millimetern pro Jahr. In bleibender Erinnerung ist für uns hier das kleine Fischerdörfchen Norrsundet mit seinem Restaurant „Bergmanns Fisk“ – das einzige kulinarische Highlight auf unserer Route durch Schweden.
Wie versteinert standen wir einige Tage später am Storforsen. Es handelt sich dabei um die größten Stromschnellen Nordeuropas, die den Fluss Piteälven im späten Frühjahr zu einer gigantischen weißen Gischtmasse von einigen hundert Metern Länge verwandeln. Die Gesamtlänge der Stromschnellen beträgt fünf Kilometer und die Fallhöhe mehr als 80 Meter. Es ist ein atemberaubendes Naturschauspiel, das man einmal gesehen haben muss. Mittlerweile waren wir schon knapp zweitausend Kilometer mit unserem BULLI in Schweden unterwegs. Nur einen Elch, den haben wir immer noch nicht gesehen. Das sollte sich aber in den schwedischen Nationalparks bald ändern. 😉