Oft wissen wir schon kurz nach der Grenze, ob uns ein Land gefällt oder nicht. Bei Bulgarien hatten wir im Vorfeld keine Vorstellungen oder Erwartungen. Umso positiver überrascht und euphorisch waren wir bereits auf den ersten Kilometern.
Über die meisten europäischen Länder weiß man einiges oder besucht sie auch oft im Urlaub. Nicht so bei Bulgarien. Obwohl das Land bereits seit 2007 Mitglied der Europäischen Union ist, ist es für viele immer noch ein weißer Fleck auf der Landkarte – so war es auch bei uns. Dabei ist Bulgarien eines der ältesten Länder Europas. Das Land versteckt römische Theater und thrakische Schätze. Neben kulturellen Schätzen überrascht Bulgarien aber auch mit gutem Essen und einer faszinierenden und vielseitigen Natur auf kleinem Raum – Berglandschaften, lange Strände, Sandpyramiden, Höhlen, Rosentäler sowie Lavendelfelder, glasklare Seen und atemberaubende Schluchten. Sehr oft ist es daher verständlich, dass die Einheimischen sagen, sie würden im schönsten Land der Welt wohnen. Das Beste für uns waren allerdings die Menschen – voller Herzlichkeit, Gastfreundschaft und Gelassenheit.
Unser erstes Ziel waren die Sandsteinpyramiden von Melnik. Die bis zu einhundert Meter hohen Pyramiden bestehen aus grau-weißem Sand und Lehmbeimischungen und sind durch Erosion im Karst entstanden. Sie sind immer noch im Entstehen begriffen und ihr Erscheinungsbild und ihre Form ändert sich allmählich, wobei Wasser, Wind, Hitze und Kälte eine wichtige Rolle spielen. Rund um die kleine, sehr sehenswerte Stadt Melnik gibt es einige sehr schöne Weingüter mit durchaus sehr passablen Rotweinen.
Von Melnik aus ging es weiter in nördliche Richtung zum Rila Kloster. Seit 1983 gehört es zum Weltkulturerbe der UNESCO. Das im 10. Jahrhundert gegründete Rila-Kloster ist die größte und bekannteste orthodoxe Klosteranlage Bulgariens. Seine Architektur gilt als Meisterwerk des bulgarischen Wiedergeburtsstils, der für das frühe 19. Jahrhundert typisch ist. Die Art und Weise, wie die Wände mit Bögen und Farben aufgebaut sind, und die vorwiegende Verwendung von Stein und Holz ist eine einzigartige Kombination aus traditioneller Bauweise und dem Einfluss vor allem aus Westeuropa.
Vom Rila Kloster ging es dann für uns einmal quer durch Bulgarien bis ans Schwarze Meer, vorbei an einer atemberaubenden Landschaft. Besonders beeindruckt haben uns die riesigen Lavendelfelder. Was kaum einer weiß: Bulgarien ist mittlerweile der größte Hersteller und Exporteur von Lavendel weltweit. Zusammen mit Frankreich beherrscht Bulgarien zwei Drittel des gesamten europäischen Lavendel-Exports. Die Lavendelfelder ziehen sich bis in den Nordosten Bulgariens – flaches und leicht hügliges Land mit gelben Sonnenblumen- und Weizenfeldern im Sommer, die sich mit grünen Wein- und lila Lavendelfeldern abwechseln und im Osten auf das blaue beziehungsweise Schwarze Meer treffen – es ist ein Traum. Im Vergleich zum Mittelmeer oder auch dem Atlantik und Pazifik ist das Schwarze Meer sehr salzarm und es ist hier sehr selten stürmisch. Einmal konnten wir sogar Delfine beobachten, die im Schwarzen Meer sehr häufig vorkommen.
Weiter ging es für uns über Burgas und den Goldstrand von Varna Richtung Norden zu den Tjulenovo Cliffs, eine bizarre und wunderschöne Felslandschaft mit zahlreichen Höhlen. Hier im Norden Bulgarien verändert sich die Landschaft nochmals und erinnert mit Leuchttürmen und saftigen Wiesen und Feldern an unsere Nord- und Ostseeküste, nur dass hier in Bulgarien die Menschen noch etwas ruhiger und gelassener durch den Tag gehen.
Unser Fazit für Bulgarien: Ob es das schönste Land der Welt ist, können wir nicht sagen. Wir haben zu diesem Zeitpunkt erst 61 Länder auf unserem Erdball besucht. Was wir aber sagen können, Bulgarien gehört aus unserer Sicht nicht nur zu den schöneren Ländern, sondern auch zu denen, die uns am meisten positiv überrascht haben. Auch wenn viele Häuser noch zerfallen sind oder generell eine statische Überarbeitung benötigten, die Menschen auf dem Lande noch mit Pferdewagen unterwegs sind, ist Bulgarien ein sehr liebenswertes, freundliches und vor allem auch sehr sauberes Land. Es gibt einzigartige Naturlandschaften für alle möglichen Outdooraktivitäten, mittlerweile auch traumhafte Golfplätze und viele kulinarische Hotspots haben sich in den vergangenen Jahren ebenfalls beeindruckend entwickelt. Bulgarien – ein Land, das unserer Meinung nach bei jedem einmal auf der Urlaubsliste stehen sollte. 😊