Finnland zählt zu den Ländern mit den meisten Seen. Rund 188.000 sollen es sein. Es ist zudem eines der wenig besiedelten Länder der Welt. Knapp 5,5 Millionen Einwohner leben auf einer Fläche fast so groß wie Deutschland. Also haben wir gedacht, dass wir sehr einsam durch dieses Land reisen werden. Das sollte dann wieder einmal die falsche Annahme gewesen sein. 😉 Vielleicht lag es an der Ferienzeit, oder weil Skandinavien an sich ein beliebtes Reiseziel ist.
Der Grenzübergang von Norwegen nach Finnland war sehr unspektakulär. Es war niemand zu sehen. Vielleicht hatten an dem Tag auch alle Haushaltstag. Die ersten drei Tage sind wir durch Lappland an unendlich langen Birken- und Nadelwäldern sowie einem See nach dem anderen entlanggefahren. Das war anfangs sehr entspannend, aber irgendwann kommt selbst bei diesem Landschaftsbild etwas Langeweile auf. Außerdem war es nicht ganz so einfach, die Hauptverkehrsstraße zu verlassen, da es fast so gut wie keine befahrbaren Nebenstrecken gab. Von daher waren auch die Hauptstraßen zur Ferienzeit sehr gut gefüllt. So schön dann auch irgendwann die Natur und Einsamkeit sind, fiel es uns dennoch etwas schwer sie zu genießen. Der Grund: Millionen von Mücken, Bremsen und Schnaken. Wir konnten kaum einen Abend gemütlich draußen sitzen. Über unser Autan haben sich die Plagegeister nur schlapp gelacht. Das heißt, wir sind durch Finnland sehr oft schneller weitergefahren als geplant.
Gemütlich und entspannt sollte es im weltberühmten Weihnachtsmanndorf am Nordpolarkreis in Rovaniemi werden. Ich als begeisterter Weihnachtsfan habe mich sehr darauf gefreut. Zur offiziellen Meldeadresse des Weihnachtsmannes strömen jährlich über 300.000 Besucher aus über 100 Ländern. Vielleicht ist es im Winter, wenn alles bunt beleuchtet ist und draußen der Schnee liegt, einladender und gemütlicher. Die Souvenirläden und die Restaurants werden aber sicherlich keine anderen Waren anbieten. Es ging in die Richtung made in China und Buffet für alle. Selbst das Postamt des Weihnachtsmannes kam eher einer Massenabfertigung gleich. Die Begeisterung, eine Postkarte für fünf Euro von einer Weihnachtselfe lustlos abgestempelt zu bekommen, hielt sich dann doch sehr in Grenzen. Für das Weihnachtsmanndorf hatten wir zwei Tage eingeplant. Im Endeffekt war es genau eine Stunde.
Wenn schon das Weihnachtsmanndorf, dann wollten wir auch sämtliche Klischees bedienen und sind weiter in die Stadt Kemi gefahren. Hier hat nämlich der Schneemann seine offizielle Meldeanschrift. Kemi ist ein nettes Hafenstädtchen, das in den vergangenen Jahren viel in den Tourismus investiert hat. Es gibt unzählige Fahrradwege und Wasseraktivitäten. Ein nettes Restaurant - gerade an der Hafenpromenade - ist aber auch hier noch Fehlanzeige. Generell hat Finnland, was die Kulinarik betrifft, noch mehr Potenzial nach oben als Norwegen und Schweden zusammen. Für den Süden des Landes rund um die Hauptstadt Helsinki müssen wir das jedoch etwas relativieren. Dass in Finnland die glücklichsten Menschen der Welt leben sollen, haben wir ehrlich gesagt auch nicht so richtig verstanden. Die Finnen haben eine der höchsten Suizidraten der Welt und ein hoher Alkoholkonsum ist sehr weit verbreitet. Hinzu kommen monatelange Dunkelheit und in den meisten Gegenden in den Sommermonaten eine wochenlange 24stündige Helligkeit. Alle Finnlandfans mögen es uns bitte nachsehen: Aber unser Land ist es nicht. Nicht umsonst haben wir für unsere Tour durch Finnland auch nur drei Wochen gebraucht.
Leider mussten wir unsere Route durch Finnland etwas abändern, da wir für eine zu beglaubigende Unterschrift in die Deutsche Botschaft nach Helsinki mussten. So haben wir dann das östliche Finnland an der Grenze zu Russland ausgelassen. Einheimische haben uns jedoch gesagt, dass es dort noch mehr Mücken geben soll. Vorstellen konnten wir uns das bei unseren zahlreichen Mückenstichen allerdings nicht.
Kurz vor Helsinki spürte man dann wieder die Zivilisation in vollen Zügen. Helsinki ist eine wunderbare Stadt. Jeder, der schon einmal dort war, kann das sicherlich bestätigen. Und sehr voll ist die Stadt auch. Da Helsinki ein beliebter Kreuzfahrthafen ist, liegen hier in der Hochsaison täglich bis zu drei riesige Schiffe. Wir haben dennoch zwei sehr schöne Tage mit Besuch zahlreicher Sehenswürdigkeiten verbracht.
Knapp 11.000 Kilometer Skandinavien liegen hinter uns. Was für eine Tour. So viele Erlebnisse und Erfahrungen, die wir oft noch gar nicht verarbeitet haben. Wir waren überwältigt von der endlos beeindruckenden Natur, an der man sich oft gar nicht satt sehen konnte. Norwegen ist unangefochten das Land, das uns in Skandinavien am meisten beeindruckt hat. Da würden wir jederzeit wieder einen Abstecher hin machen. Schweden und Finnland hatten auch ihre Reize. Beides sind aber nicht unsere Lieblingsländer geworden. Helsinki und Stockholm hingegen sind zwei zauberhafte Städte.
Unsere Skandinavien-Tour ist aus den verschiedensten Gründen doch etwas früher zu Ende gegangen als geplant. Von Helsinki hatten wir eigentlich vor mit der Fähre Richtung Heimat nach Travemünde überzusetzen. Die Heimat muss aber noch etwas warten. Wir haben nämlich wieder umgeplant und wollen in den nächsten Wochen das Baltikum sowie die polnische und deutsche Ostseeküste bereisen. Selbstverständlich halten wir euch auch hier wieder regelmäßig auf dem Laufenden. 😊