Was haben wir nicht alles über Montenegro gelesen: „Der neue Hotspot an der Adria!“ „Geheimtipp Montenegro!“ „Traumurlaub in Montenegro!“ „Luxus pur – der neue Hafen von Montenegro!“ „Montenegro – ein Land der Superlative.“ Das sind nur ein paar Überschriften, die wir im Vorfeld unserer Recherchen gelesen haben. Bis heute schwanken wir noch, ob es einfach nur geniales Guerilla-Marketing seitens des montenegrinischen Tourismusverbandes ist oder wir vielleicht schlicht und einfach nur zur falschen Zeit an den falschen Orten waren.
Montenegro gehört zu den kleineren Staaten Europas. Mit rund 600.000 Einwohnern ist es flächenmäßig etwas kleiner als Schleswig-Holstein. Obwohl das Land nicht zur EU gehört (die Beitrittsverhandlungen laufen seit dem Jahr 2012), war die Einreise mit unserem BULLI sehr unkompliziert und schnell. Was haben wir im Vorfeld nicht alles gehört und gelesen. Von stundenlanger Pass- und Zollkontrolle bis zur Willkür der Grenz- und Zollbeamten. Das können wir nicht bestätigen. Wir wurden sehr nett gefragt, ob wir etwas zu verzollen hätten, gebeten unsere Personalausweise und Fahrzeugpapiere zu zeigen und dann hat man uns eine schöne Reise gewünscht. Das alles hat nur ein paar Minuten gedauert und wir waren in Montenegro.
Unser erstes Ziel war Porto Montenegro – ein großer Jachthafen, der im Jahr 2008 von drei Milliardären erbaut wurde. Neben der Marina gibt es Luxus-Appartements, Residenzen und ein Luxushotel. Während der Herr auf seiner Jacht verweilt oder ins Casino oder in den Yachtclub geht, kann die Dame bei Gucci, Pucci & Co. shoppen gehen. Damit auch Golfer auf ihren Reisen dieses Land für sich entdecken, ist in der Nähe des Flughafens Tivat ein 18-Loch-Golfplatz bereits in Planung. Ob die Welt noch so ein Resort für die vermeintlich Reichen und Schönen braucht, ist wieder eine ganz andere Frage.
Vom Porto Montenegro haben wir einen Abstecher in die Bucht von Kotor gemacht. Die Altstadt von Kotor gilt als die schönste Montenegros. Autos fahren in den kleinen, verwinkelten Gassen nicht. Wir haben uns einfach im Labyrinth der kleinen Straßen und Gassen treiben lassen. Dabei sind wir unweigerlich an den schönsten Sehenswürdigkeiten Kotors vorbeigekommen. Verlaufen ist dank der Stadtmauern und markanten Plätzen nahezu unmöglich.
Weiter ging es für uns ins Städtchen Budva und dann zur Adriainsel Sveti Stefan. Früher einmal ein beschauliches Fischerdorf, gehört heute das gesamte Eiland einer Luxushotelkette und die Preise für eine Übernachtung sind entsprechend hoch. Wer die Insel betreten möchte und kein Hotelgast ist, muss entweder ein Entgelt entrichten oder sich einen Platz in einem der Restaurants reservieren. Während die Häuser der Hotelgruppe auf Sveti Stefan beziehungsweise die Unterkunft am Strand seit 2020 aus rechtlichen Gründen geschlossen ist, können Gäste immer noch eine Niederlassung am nahen Miločer Beach buchen. Der hübsche Anblick sowie die gut 800 Olivenbäume in den Straßen machen Sveti Stefan zu einem der beliebtesten Fotomotive bei einem Montenegro-Urlaub.
Ein Abstecher zum bekannten Ostrog Kloster – tief im Herzen der Bergwelt von Montenegro - war für uns natürlich auch ein Muss. Erhaben ragt das Kloster im schneeweißen Farbton aus dem Felsen hervor. Heute ist das Kloster Ostrog einer der beliebtesten Touristenmagneten in ganz Montenegro, bei dem bereits die Anfahrt erlebnisreiche Momente verspricht. Eine kurvenreiche und fünf Kilometer lange Straße bahnt sich auf engem Terrain ihren Weg zu dem Kloster. In einigen Bereichen ist die Serpentinen-Straße sogar so eng, dass zwei Autos nur unter erschwerten Bedingungen aneinander vorbeikommen. Für unseren BULLI wäre das nicht machbar gewesen. Von daher haben wir ihm ein Päuschen machen lassen und sind auf einem Wanderweg zu Fuß zum Kloster. Dieser Wanderweg durch Wald ist im Vergleich zur Serpentinenstraße wesentlich kürzer. Binnen einer halben Stunde hatten wir unser Ziel erreicht.
Montenegro hat ohne Zweifel viele schöne Ecken. Irgendwie sind wir mit dem Land dennoch nicht warm geworden. Die Menschen waren gestresst, nicht immer höflich und hingen nur an ihren Handys. Man merkt, dass sehr viel Geld in das Land fließt. Überall wird gebaut, die großen Hedgefonds haben hier ihre Arme bereits vollends ausgestreckt. Riesengroße Plakate sollen mit großen Steuervorteilen zum Auswandern nach Montenegro animieren. An vielen Ecken werden teure Vilen und Apartments hochgezogen – irgendwie ein Film, den man schon so oft auf diesem Erdball gesehen hat und man weiß, wo das mit großer Wahrscheinlichkeit in zehn bis zwanzig Jahren enden wird.
Das Gute an unserer Reise in unserer fahrenden Zwei-Zimmer-Wohnung ist, dass wir einfach weiterziehen können, wenn es uns an einem Ort nicht so gefällt. Das haben wir dann auch eines Morgens so beschlossen und wollten in das nächste Land auf unserer Tour – Albanien. Wir müssen dazu sagen, dass Albanien das Land auf unserer Tour ist, vor dem wir am meisten Respekt hatten … … …